„Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen“
Diesen Ausspruch von Goethe kann ich nur unterstreichen.
Einfach loslaufen und alles hinter mir lassen – das begeistert mich am (Weit-)Wandern. Schon nach wenigen Metern lasse ich den Alltag hinter mir. Schritt für Schritt führt mich mein Weg durch die Natur, ich bestaune Gottes Schöpfung und lasse die Gedanken schweifen. Eine bessere Erholung als beim Wandern finde ich nirgendwo. Sicher, nach zwanzig, dreißig Kilometern bin ich schon erschöpft. Aber das ist der perfekte Ausgleich zum stressigen Büroalltag mit all dem Termindruck. Anstatt von Frist zu Frist zu hetzen, geht es beim Wandern um Entschleunigung und darum, einen neuen Blick auf die Dinge zu erlangen.
Ich habe das große Glück, mein Hobby mit meinem Mann teilen zu können. Auf zwei Alpenüberquerungen haben wir in zwei Jahren ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Jeden Morgen begann die Wanderung an unserer Unterkunft, alles Notwendige war im Rucksack. Das Tagesziel war klar, die Route geplant. So ging es Tag für Tag, bis wir nach 170 Kilometern am Ziel angekommen sind.
Im ersten Jahr waren wir vom Wetter verwöhnt – fast jeden Tag hatten wir Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Im zweiten Jahr spielte das Wetter nicht so gut mit. Von allem war etwas dabei: Hagel, Neuschnee, Regen. Jeden Tag mussten wir neu planen und schauen, welchen Weg wir nehmen können. Das hat uns gelehrt, jeden Tag so zu nehmen wie er ist und das Beste daraus zu machen.
Auch in meinem Beruf gibt es ständig neue Herausforderungen – Gesetze ändern sich, neue Vorschriften kommen dazu. Man plant seinen Tag und schon kommt manches dazwischen. Da heißt es flexibel bleiben, kurz innehalten, eventuell einen Schritt zurück treten, Überblick verschaffen, neue Route suchen und weiter geht´s.
Der schönste Moment beim Wandern ist für mich, wenn ich mein Ziel fast erreicht habe. Die Anstrengungen der Wanderung liegen schon hinter mir, das Ziel ist greifbar nahe. Es wieder mal geschafft zu haben, ist ein echt schönes Gefühl!